
Marc Hujer
Neun Tage bevor Robert F. Kennedy Jr. ankündigt, dass er Donald Trump unterstützt, betritt er das Gold’s Gym in Venice in Südkalifornien. Er steuert auf die Langhanteln im Innenhof zu und beginnt mit dem Training. Er zieht sich dafür nicht um. Er trainiert so, wie er gekommen ist und wie er hier immer trainiert: in Jeans. 45 Minuten. Langhanteln. Beinstrecker. Butterfly. Bankpresse. Das volle Programm.
»Stellen Sie Ihre Fragen«, sagt Kennedy.
Auf seinem T-Shirt haben sich erste Flecken gebildet.
Es dauert keine fünf Minuten, dann zieht er es aus.
Er steht vor der vielleicht folgenschwersten Entscheidung seines Präsidentschaftswahlkampfs, den er am 19. April 2023 in Boston begonnen hatte, zunächst als Demokrat und dann, vom 9. Oktober 2023 an, als parteiunabhängiger Kandidat. Soll er nach eineinhalb Jahren diesen Wahlkampf komplett einstellen, in dem er ohnehin keine Chance mehr hat, zum Präsidenten gewählt zu werden? Oder soll er aus taktischem Kalkül weitermachen bis zum Schluss, um sich damit eine Rolle auch nach den Wahlen zu sichern, eine Machtposition, in welcher Regierung auch immer?
Er ist gerade aus Florida zurückgekehrt, wo er in der Privatresidenz Mar-a-Lago zwei Tage zuvor Donald Trump getroffen hat.
Dichtung und Wahrheit
Seit Kamala Harris und nicht mehr Joe Biden für die Demokraten kandidiert, hat Kennedy in Umfragen dramatisch an Zustimmung verloren. Von den Stimmen unzufriedener Wähler, die ihm aus beiden Lagern zuflogen, sind ihm vor allem potenzielle Wähler der Demokraten verloren gegangen. Für Harris und die Demokraten, deren Interesse an Kennedy als Partner ohnehin nicht sonderlich groß war, seitdem Kennedy durch mehrere umstrittene Äußerungen zur Impf- und Coronapolitik im Ruf steht, Verschwörungstheorien zu verbreiten, wurde er dadurch nicht unbedingt reizvoller. Für Trump dagegen umso mehr.
Es ist noch nicht gar nicht so lange her, da nannte Robert F. Kennedy Jr. Trump einen »schrecklichen Menschen«, einen »wahrscheinlichen Soziopathen«, einen »Rüpel« und einen »Hanswurst«. Doch wie so oft in diesem Wahlkampf gelten Dinge nicht mehr, die kurz vorher noch galten. Grenzen verschwimmen, zwischen Parteien, zwischen Wahrheit und Dichtung, zwischen Böse und Gut. Aus Gegnern werden Freunde, aus Beleidigungen Lob. Auf nichts scheint mehr Verlass zu sein. Auch nicht mehr auf die Kennedys.
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Von dem Treffen in Florida weiß noch niemand etwas, außer Kennedys engsten Beratern. Auch nicht, wie weit er mit seinen Überlegungen bereits gekommen ist. Ob etwa sein Entschluss bereits steht, den er neun Tage später, am 23. August in Arizona verkünden wird, dass er seinen Präsidentschaftswahlkampf zwar »aussetzen« werde, wie er das sagt, aber nicht »beendet«. Dass er in jenen Staaten weiter auf dem Stimmzettel bleiben will, in denen das Ergebnis zwischen Harris und Trump ohnehin klar ist, aber in den Swing States, in denen am Ende die Wahlen entschieden werden, seinen Namen von den Wahlzetteln streichen lassen möchte, sodass die Wähler, die am liebsten ihn wählen würden, ganz sicher nur Trump wählen können. Und dass er seine Wähler mit täglichen Wahlkampfvideos weiter bei Laune halten will, als wäre er noch immer ein ganz normaler Kandidat, um in den Swing States die Zahl der Stimmen für Trump zu maximieren; ein doppeltes Spiel, das Harris im November das Präsidentenamt kosten könnte.
Er erwähnt davon im Gold's Gym noch nichts. Aber er beginnt schon mit der Rechtfertigung dafür, dass das Undenkbare denkbar geworden ist: ein Kennedy an der Seite von Donald Trump.

Es habe sich viel verändert, seit sein Onkel nicht mehr Präsident der Vereinigten Staaten sei, sagt Robert F. Kennedy Jr. Der Umgang mit Meinungsfreiheit, die Außenpolitik, alles. Sein Land werde heute von »Kriegshetzern« geführt, die an die Hegemonie Amerikas glauben würden, Neokonservative, die einen Krieg in der Ukraine führten, von dem vor allem die amerikanische Rüstungsindustrie profitiere. Es ginge Amerika nicht mehr um Frieden, sondern um Herrschaft, um Weltdominanz. Das Ende des Kalten Krieges, sagt er, sei für sein Land ein großes Drama gewesen. Amerika habe von da an geglaubt, sich alles erlauben zu können. »Die Vereinigten Staaten sind außer Kontrolle geraten«, sagt er. Wenn jemand verrückt ist, dann nicht er, wie er glaubt, sondern sein Land.
Kennedy kommt langsam in Fahrt.
Länder wie Deutschland, sagt er, würden den Preis für die amerikanische Kriegspolitik zahlen, wegen der großen Zahl der Flüchtlinge, die dort ankommen würden, aber auch wegen der gestiegenen Energiepreise, dem Ende der billigen Gaslieferungen aus Russland, die die deutsche Wirtschaft wettbewerbsfähig gemacht hätten. Er spricht von einer »Deindustrialisierung Deutschlands«, davon, dass die Vereinigten Staaten Deutschland als »Militärbasis« missbrauchten, und wundert sich darüber, warum es in Deutschland nicht mehr Stimmen gebe, die sich darüber beklagen. Niemand würde sagen: »Warum zur Hölle habt ihr das getan? Ich mache euch verantwortlich! Ich verklage euch!«
Kennedy ist es wichtig, dass man seine Memoiren »American Values« liest, die er 2018 veröffentlicht hat und in denen er sein Leben gleich in den ersten Sätzen zu erklären versucht: »Von meinen jüngsten Tagen an hatte ich das Gefühl, dass wir alle an einem großen Kreuzzug beteiligt sind«, schreibt er, »dass die Welt ein Schlachtfeld von Gut und Böse ist und unsere Leben in diesem Konflikt aufgezehrt werden. Es wäre mein Glück, wenn ich eine wichtige oder heroische Rolle spielen könnte.«
Im Ausnahmezustand
Es dauerte ein paar Wochen, bis seine Mitarbeiterin auf sein Bitten hin dem SPIEGEL das Buch tatsächlich schickte, was natürlich verständlich war, schließlich war bei ihm zuletzt ziemlich viel los. Die ganze Hektik um seinen Wahlkampf, die Versuche der Demokratischen Partei, ihn mit juristischen Mitteln auf den Wahlzetteln zu verhindern, die immer neuen Enthüllungen aus seiner bewegten Vergangenheit, der Wechsel von Biden zu Harris, die Sache mit Trump. Immer passierte etwas. Immer war Ausnahmezustand. Aber wenn es stimmt, was Kennedys Cousin Christopher Lawford einmal über ihn gesagt hat, dann gehört diese Unruhe, die manchmal wie Chaos wirkt, bei ihm nicht nur dazu, in gewisser Weise ist sie sogar so etwas wie eine Therapie. Alles müsse bei ihm immer in Bewegung bleiben, hatte Lawford gesagt, so halte er seine Dämonen von sich fern.

Robert F. Kennedy Jr. war schon als Kind ein tragischer Held. Er war neun Jahre alt, als sein Onkel John F. Kennedy 1963 in Dallas erschossen wurde, und er war 14, als sein Vater Robert F. Kennedy 1968 in Los Angeles starb, während eines Wahlkampfauftritts, ebenfalls bei einem Attentat. Am Morgen nach diesem Attentat wurde er um sechs Uhr geweckt, in seinem Schülerwohnheim in Georgetown, und mit einem Regierungsflugzeug nach Los Angeles geflogen, um am nächsten Tag mit dem Sarg in der »Air Force One« wieder zurück an die Ostküste zu fliegen, wo er zunächst an der Trauerwache in der St. Patrick's Cathedral in Manhattan teilnahm. Bei der Beerdigung in Arlington trug er den Sarg seines Vaters.
Als Jugendlicher stürzte er ab, wurde mit Drogen erwischt, musste mehrfach die Schule wechseln. Mit 29 wurde er wegen Heroinbesitzes verhaftet und im folgenden Jahr zu gemeinnütziger Arbeit verurteilt. Zu dieser Zeit besuchte er auch eine Entzugsanstalt.
Ich bin kein Heiliger.
Robert F. Kennedy Jr.
Immer wieder hat es auch Gerüchte über außereheliche Affären gegeben, mal mit einer Babysitterin, mal mit einer Journalistin. »Ich bin kein Heiliger«, sagt Kennedy über sich selbst.
Kennedy ist inzwischen 70 Jahre alt. Aber wenn es stimmt, was er sagt, kann er noch immer wie ein Junge Bäume hochklettern, er kann Berge besteigen und schafft 25 Klimmzüge am Stück, ohne ein einziges Mal absetzen zu müssen.
Er habe sein Leben lang Sport getrieben, sagt er. Schon in seiner Schulzeit sei er ins Fitnessstudio gegangen. Schon als Kind auf Skiern gestanden und als Student habe er in Harvard Rugby gespielt. Sport sei von Beginn an Teil seines Alltags gewesen, jeden Tag trainiere er nun hier, im Gold’s Gym, davor gehe er wandern, 45 Minuten lang, ebenfalls jeden Tag, in den Bergen oberhalb seines Hauses. Als Junge hat er die ewigen Sommer in Hyannis Port im Bundesstaat Massachusetts miterlebt, wo die Kennedys zusammenkamen, zum Football mit Onkel Jack. Es herrschte dort immer dieser besondere Wettbewerbsgeist, der Drang, besser zu sein, schneller, mutiger, der Durst nach Heldengeschichten. »Ich habe Kinder«, sagt Kennedy, »ich muss in Form bleiben.«
Eigentlich habe er nie Politiker werden wollen, sagt Kennedy, und schon gar nicht Präsident. Als er zehn Jahre alt war, habe er sich vielmehr gewünscht, Tierarzt zu werden und ein Buch über Umweltverschmutzung zu schreiben. Eine politische Karriere sei ihm nicht in den Sinn gekommen. Auch dann nicht, als ihm ein Sitz im Senat angeboten worden sei, der ehemalige seines Vaters. Er habe darüber nicht einmal eine Stunde nachgedacht, sagt Kennedy.
Das habe sich erst viel später geändert, im Januar 2021, mitten in der Coronapandemie. Es sei der Moment gewesen, in dem er zum ersten Mal zensiert worden sei, 37 Stunden nachdem Joe Biden zum Präsidenten vereidigt wurde, wie er sich erinnert.
»Welle von verdächtigen Todesfällen«
Kennedy hatte in sozialen Medien den Tod von Hank Aaron kommentiert, einem ehemaligen Baseballspieler, der am 22. Januar im Alter von 86 Jahren kurz nach einer Coronaimpfung gestorben war. Kennedy hatte geschrieben, Aarons Tod sei »Teil einer Welle von verdächtigen Todesfällen unter älteren Menschen« gewesen, die eine Covid-Impfung bekommen hätten, worauf sich ein Mitarbeiter des Weißen Hauses an Twitter wendete und darum bat, den Post zu löschen. Kennedys Instagram-Konto wurde vorübergehend gesperrt. Kennedy wies darauf hin, dass er nie behauptet habe, Aaron sei durch eine Coronaimpfung gestorben. Was stimmt, er hat es lediglich angedeutet. Aber sein Konto blieb gesperrt, mehr als zwei Jahre lang. Erst nachdem er seine Präsidentschaftsbewerbung erklärt hatte, wurde sein Konto wieder freigeschaltet, im Juni 2023.
Es war allerdings nicht das erste Mal, dass Kennedy öffentlich etwas vertreten hatte, was umstritten war.
Er hatte etwa behauptet, dass die wachsende Zahl der Autismuserkrankungen bei Kindern mit dem gleichzeitigen Anstieg von Impfungen zu tun hätte, obwohl es keine wissenschaftlichen Studien gibt, die das belegen, außer einer, die allerdings zurückgezogen wurde, weil sie nicht wissenschaftlichen Standards entsprach und Patientendaten manipuliert worden waren.
Oder dass der Konsum von Psychopharmaka einen Einfluss auf die Zahl der Amokläufe an amerikanischen Schulen haben könnte, wofür es ebenfalls keine Belege gibt.
Oder dass sein Onkel JFK im Auftrag der CIA ermordet worden sei.
Viele meiner Familienmitglieder stehen hinter mir.
Robert F. Kennedy Jr.
Aber Kennedy findet, dass eine Demokratie das, was er sagt, aushalten muss, so oder so. Dass man als Bürger eines freien Landes sagen dürfen muss, was man denkt. Es sei ein Recht, das im »1. Zusatzartikel« zur Verfassung der Vereinigten Staaten verbrieft sei. Danach, findet Kennedy, sei so gut wie alles erlaubt. Wahrheit. Desinformation. Missinformation. Quatsch. Die Regierung, die Medien, das Establishment der Parteien hätten nicht Angst vor der Unwahrheit, sagt er, sondern vor der Wahrheit. Auch in Deutschland ist er schon aufgetreten, im September 2020, bei der großen sogenannten Anti-Corona-Demonstration in Berlin, auf der er von Impfgegnern und Verschwörungstheoretikern für Behauptungen gefeiert wurde, die sich nicht belegen lassen.
Irritiert es ihn, dass seine Familie nicht hinter ihm steht?
»Viele meiner Familienmitglieder stehen hinter mir«, sagt Kennedy. »Ich habe eine riesengroße Familie.«
Wie viele sind es genau, die ihn unterstützen?
»Vielleicht 20«, sagt er. Es gebe viele, von denen niemand wisse, dass sie hinter ihm stünden.
Gekränkt? Genervt? Amüsiert?
Er verschwendet kein Lächeln, wenn er spricht, er spart mit Mimik und Emotionen. Auch aus seiner Stimme lässt sich nur schwer heraushören, was er gerade fühlt. Ob er genervt ist, gekränkt oder amüsiert.
Mit 42 Jahren bekam er die Diagnose spasmodische Dysphonie, eine neurologische Störung, die seine Stimme beeinträchtigt und auch durch ein Titan-Implantat, das er sich vor Kurzem im Bereich der Stimmbänder einsetzen ließ, nicht zu beheben war. Wenn er spricht, klingt er, als kämpfe er gegen eine massive Heiserkeit an, gegen einen Kloß, der ihm im Hals steckt. Es wirkt, als bedeute jedes Wort eine Kraftanstrengung für ihn, als kämpfe er immer auch gegen sich selbst.

Zur Wahrheit gehört für ihn dazu, dass man niemandem vertrauen kann, dass die Welt von Wirtschaftsinteressen regiert wird, dass es überall dort, wo es diese Wirtschaftsinteressen gibt, alles gekauft werden kann, selbst die Wissenschaft. Wenn das stimmt, kann man sich auf gar nichts verlassen.
Kennedy hat schon immer gern provoziert. Auch früher schon, als er von seiner Partei noch gefeiert wurde, als Vorkämpfer für eine bessere Umwelt, als linker Demokrat. Das »New York Magazine« nannte ihn den erfolgreichsten Kennedy seiner Generation. Bill Clinton schätzte ihn, für John Kerry und Hillary Clinton zog er in den Wahlkampf. Zweimal war er sogar als Chef der Umweltbehörde EPA im Gespräch, woraus allerdings nichts wurde, weil die Demokraten beide Wahlen verloren.
Er gehörte damals dem Vorstand der »Riverkeepers« an, einer Umweltschutzorganisation, die sich dem Kampf für saubere Flüsse verschrieben hat. Unterstützt von Schauspieler Harrison Ford, der seinen Hubschrauber einsetzte, jagte Kennedy am Hudson River nach Unternehmen, die den Fluss verschmutzten. Er kämpfte gegen Big Energy, wie er sie nannte, die großen Energieunternehmen wie ExxonMobil und Halliburton, deren Lobbyarbeit unter Präsident George W. Bush er kritisierte. Kennedy nannte Bush den »schlechtesten Präsidenten für die Umwelt, den wir je hatten«. In einem Artikel in der linksliberalen Zeitschrift »Rolling Stone« schrieb Kennedy: »Wenn die Regierung die Wirtschaft kontrolliert, ist das Kommunismus. Wenn die Wirtschaft die Regierung kontrolliert, ist das Faschismus. Dahin hat Bush uns gebracht: zu einem Unternehmensfaschismus, der unsere Demokratie in einer Art und Weise gefährdet, wie wir sie seit der Zeit der Raubritter nicht mehr erlebt haben.«

Er klang schon damals immer ein wenig überdreht, aber wenige in seiner Partei störten sich daran. Auch nicht daran, dass er im Rückblick auf die verlorene Präsidentschaftswahl von John Kerry gegen George W. Bush 2004 behauptete, Kerry sei in Ohio, dem entscheidenden Swing State dieser Wahl, wo er auf knapp 119 000 Stimmen weniger kam als Bush, um seinen Wahlsieg betrogen worden. Auch wenn er damit der offiziellen Parteilinie widersprach, kam niemand auf die Idee, ihn als einen Verschwörungstheoretiker zu bezeichnen. Das »New York Magazine« nannte ihn statt dessen, weniger besorgt als viel mehr amüsiert, einen »stets bereiten Erzähler der Apokalypse auf höherer Ebene«. Und das Magazin »Time« feierte ihn noch 2008, als er schon einige seiner umstrittenen Thesen aufgestellt hatte, als »Held für den Planeten«.
Zwei Wochen nach dem gemeinsamen Auftritt in Arizona mit Trump hat sich Kennedy Zeit für ein Treffen im Hotel Erwin in Venice genommen, nicht weit vom Gold’s Gym entfernt, es sollen auch Fotos von ihm aufgenommen werden.
Kennedy kommt pünktlich zur vereinbarten Zeit.
Er war gerade wieder im Gold’s Gym trainieren, ihn begleitet seine Pressesprecherin Stefanie Spear, die er »Steff« nennt. Sie trägt in der Hand einen transparenten, übergroßen Trinkbecher mit einem ebenfalls sehr großen Strohhalm, an dem sie immer wieder geräuschvoll zieht. Kennedy löffelt Proteinpudding im Gehen, Superfood aus der Caffè-Latte-Welt.
Trump hat ihm inzwischen ein Amt als Ehrenvorsitzender seines sogenannten »transition team« versprochen, was beide Seiten öffentlich bestätigt haben. Des Übergangsgremiums, das Trump im Falle eines Wahlsiegs unterstützen soll, die Posten seiner künftigen Regierung zu besetzen, Minister zu benennen, Staatssekretäre, Stabschefs, Chefs von Regierungsbehörden.
Keine unbedeutende Machtposition, wenn alles so kommt, wie es sich Kennedy denkt.
Er wirkt entspannt. Für ihn und Trump sieht es im Moment gar nicht so schlecht aus, das Rennen ist knapp, Trump und Harris liegen in den Umfragen so gut wie gleich auf. Die anfängliche Begeisterung, die Kamala Harris um den demokratischen Parteitag getragen hatte, ließ etwas nach. Kennedy hat sogar Zeit für ein wenig Smalltalk.
Die Sprache kommt schnell auf seine Falken und die Jagdsaison, die in New York, wo er seine Falken hält, Mitte Oktober beginnt. Er erzählt von den Wildvögeln, die es dort gibt, den wilden Falken, den Rotschulterbussarden. Mit seinen Falken gehe er vor allem auf Hirschjagd, sagt Kennedy.
Er stellt seinen Proteinpudding ab und nimmt sein Handy aus der Hosentasche.
»Wollen Sie ein Bild von meinen Vögeln sehen?«, fragt er.
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Geschichten über ihn und Tiere sind in den vergangenen Monaten ein beliebtes Thema geworden.
Zunächst die mit dem Wurm, der in sein Hirn eingedrungen sei und Gedächtnisverlust sowie Konzentrationsschwierigkeiten hervorgerufen haben soll.
Es ist eine Geschichte, die er 2012 zu Protokoll gab, im Jahr des Selbstmordes seiner zweiten Frau Mary Richardson Kennedy, die 2010 die Scheidung eingereicht hatte. Er habe mehrere Neurologen aufgesucht, erzählte er damals, die auf Aufnahmen von seinem Hirn einen schwarzen Fleck entdeckt hätten, den sie zunächst für einen Tumor gehalten hatten, dann aber als toten Parasiten diagnostizierten.
Dann die von dem toten Bären, den er 2014 im New Yorker Central Park ablegte, neben einem Fahrrad, sodass es wie ein Fahrradunfall aussehen sollte.
Er hatte den toten Bären angeblich auf der Fahrt zu einem Jagdausflug mit Freunden entdeckt, der von einem Auto vor ihm überfahren worden war. Er habe den Kadaver in seinen Kofferraum gelegt, um ihn später zu häuten und das Fleisch aufzubewahren. Er sei dann aber noch zum Abendessen in New York verabredet gewesen, das sich derart in die Länge gezogen habe, dass er am Abend nicht mehr nach Hause fahren konnte und den Bären irgendwie loswerden musste.
Und schließlich die Geschichte mit dem toten Wal, der am Strand auf Squaw Island in Hyannis Port, wo er in Familienurlaub war, angespült worden war, und dem er mit einer Kettensäge den Kopf abtrennte, um ihn mit nach Hause zu nehmen. Seine Tochter Kathleen »Kick« Kennedy hatte den Vorfall 2012 in einem Interview mit dem Magazin »Town & Country« erzählt. Sie war also schon lange bekannt, anders als die beiden anderen Geschichten, zwölf Jahre lang.
Aber die Empörung blieb damals aus.

Erst heute fordert eine Umweltschutzorganisation Ermittlungen gegen Kennedy und verlangt, den Walschädel zurückzugeben, falls er ihn noch besitzt. Warum erst jetzt?
Ich versuche, keine Erwartungen zu haben, dann bin ich nicht enttäuscht.
Robert F. Kennedy Jr.
Auf seinem Handy, in der Mediathek, hat er einen speziellen Ordner eingerichtet, in dem er Fotos gesammelt hat, die ihn zusammen mit Tieren zeigen: Er neben einem Hammerhai. Er mit einem Nashorn. Er mit einer Klapperschlange, schließlich ein Schwarz-Weiß-Bild, das einen Jungen zeigt, ebenfalls mit einer Klapperschlange in der Hand.
»Das bin ich mit einer Klapperschlange«, sagt Kennedy. »als ich elf Jahre alt war.«
Er erklärt, wie man das macht.
Man müsse die Schlange am Kopf packen, nie am Schwanz, das könne tödlich sein. Das habe ihm niemand beigebracht, er habe das einfach so gemacht. »Versuch und Irrtum«, sagt Kennedy.
Er legt das Handy beiseite.
Später, auf Nachfrage, schickt Kennedy die Fotos per Textnachricht, kommentarlos. Die Tiere und er. Manchmal auch oberkörperfrei.
Wie er sich fühlt als politischer Verbündeter von Donald Trump? Hat ihn irgendetwas überrascht?
»Ich versuche, keine Erwartungen zu haben, dann bin ich nicht enttäuscht«, sagt Kennedy.
Geht er damit nicht ein großes Risiko ein? Wie kann er wissen, dass Trump wirklich tut, was er ihm versprochen hat?
»Die andere Seite hat gar nichts getan. Ich hätte gar nichts bekommen«, sagt Kennedy.
Er hat versucht, Kamala Harris zu treffen, bevor er Trump in Florida besuchte. Aber Harris hatte kein Interesse, mit ihm zu sprechen.
Hat er nicht Sorge, dass Trump am Ende nicht die Bedingungen einhält, die er für die Partnerschaft formulierte: den Krieg in der Ukraine zu beenden, für Meinungsfreiheit einzustehen und etwas gegen chronische Krankheiten zu unternehmen, gegen schlechte Ernährung und Übergewicht, und das im Zweifel auch gegen die Interessen der Pharmaindustrie? »Ich hoffe, dass er das Richtige tut«, sagt Kennedy über Donald Trump. »Wir werden sehen, was jetzt passiert.«
Er weiß, dass es ein Risiko ist. Mit Trump sowieso, der ihm vor knapp acht Jahren, kurz nach seiner Wahl zum Präsidenten angeblich schon einmal die Leitung einer neu zu schaffenden Regierungskommission für Impfstoffsicherheit und Integrität versprochen haben soll, so wie Kennedy es verstanden hatte.
Aber er liebt das Risiko, die Gefahr.
Es ist der Stoff, aus dem Heldengeschichten werden können.
Ohne Sicherheitsgurt
Am nächsten Morgen, vor seinem täglichen Training im Gold’s Gym, fährt er mit einem Transporter an der Stelle vor, wo der Wanderweg beginnt, den er jeden Morgen mit seinen Hunden nimmt und jeweils einem Gast, mit dem er dann über dies und das reden kann, 45 Minuten lang, seine Mitarbeiterin führt eine Liste mit Namen.
Er öffnet die Heckklappe des Transporters, die Hunde springen heraus.
Ein schottischer Setter, und Attila, ein Deutsch-Kurzhaar.
Er nennt den Transporter seinen »Hundevan«, er hat keine funktionierenden Sitzgurte mehr, wie er einmal in einem Video erklärt hat, das er zum Vatertag postete, weil Attila, sein Deutsch-Kurzhaar, sie durchgebissen habe.
Er geht los, in der Hand hält er eine Schaufel, mit der er den Kot seiner Hunde vom Weg in die Büsche schippt, und ein Netz für die Klapperschlangen, die manchmal auf dem Weg liegen. Er trägt Jeans und ein T-Shirt der Waterkeeper Alliance, der Umweltorganisation, der er von 1999 bis 2020 vorstand, der Tatsache zum Trotz, dass er in der Umweltbewegung nicht mehr als der Held gilt, der er einmal war. Oder gerade deshalb.
Nach gut zwanzig Minuten hat er den höchsten Punkt seiner Wanderung erreicht, von wo aus man einen Rundumblick über Los Angeles hat. Er zeigt auf die Hochhäuser in Downtown, in das San Fernando Valley, wo der Flughafen Van Nuys liegt. »Wollen Sie ein Bild von mir mit meinen Hunden machen?«, fragt Kennedy.
Dann geht es auch schon wieder bergab. Bis zu einer Stelle kurz vor der Straße, wo er seinen Bus geparkt hat. Der Fotograf Martin Schoeller wartet dort, um ihn unter einem großen Baum zu fotografieren, einer kalifornischen Steineiche.
Schoeller sagt, er hätte Kennedy gern fotografiert, wie er auf einem der Äste steht.
Nicht nur darunter.
»Schade«, sagt er zu Kennedy, »ich hätte eine Leiter mitbringen sollen.«
Einen Moment hält Kennedy inne.
»Ich könnte auf diesen Baum auch so klettern«, sagt Kennedy.
Er lacht nicht, er meint es ernst.
»Aber ich werde es heute nicht tun.« Dann verabschiedet er sich, ruft seine Hunde und verschwindet in seinem Transporter, der keine funktionierenden Sicherheitsgurte mehr hat.
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